Mein Körper hat es mir gezeigt. Diesmal nur für einen Tag und nicht ganz so extrem wie vor gut einem Jahr – ich habe meine Stimme verloren.

Die letzten Wochen war ich einfach auf Hochtouren. Selbständigkeit, neuer fester Job, Freizeitaktivitäten, Festivals, Freunde treffen, für Freunde da sein, kreativ sein, schreiben, Yoga, Pilates, Barre Klassen, viele Vertretungen (weil meine Hilfe gebraucht wird, weil ich Lust habe, weil ich mehr und mehr Erfahrung sammeln möchte). Gleichzeitig ist es mir wichtig neue Kontakte zu pflegen, weil ich sie so gern mag und es für mich nicht selbstverständlich ist, gleichgesinnte Menschen und Freunde um mich zu haben, die ich mag, in deren Gesellschaft ich mich wohl fühle und die mich schätzen und wertschätzen. Und dann natürlich auch das eigene Training – denn ich weiß, wie gut mir Bewegung tut und wie ich mich fühle, wenn ich das vernachlässige.

Viel.

Zu viel?

Zu viel.

Es ging ein paar Wochen gut und ich konnte es genießen. Ich war stolz darauf, so ein „Social Butterfly“ zu sein – wo ich doch normalerweise so viel Zeit für mich benötige. Dachte ich zumindest. Vielleicht hab ich mich ja geändert.

Ich glaube tatsächlich, dass sich bei mir viel verändert hat. Dadurch, dass ich mein Leben mehr nach meinen Bedürfnissen ausgerichtet habe und den Tätigkeiten nachgehe, die mich beflügeln und mir Energie schenken, und mich auch mehr mit Menschen umgebe, die mich aufladen, brauche ich weniger Zeit für mich.

Aber, weniger Zeit für mich bedeutet nicht gleich weniger Innenkehr.

Ich brauche trotzdem aktive und bewusste Zeit, um mich mit mir selbst zu verbinden, mit meinem Kern.

Um wirklich zu fühlen.

Nicht nur auf kognitiver Ebene fühlen, sondern auf physischer Ebene spüren: Was fühle ich im Körper? Wie fühlt sich mein Körper an? Und dann auch auf den Körper zu hören.

Mein Körper war müde; ich hatte zu wenig Schlaf  – aber es ging noch. Alles war noch zu aufregend! Ich wollte meine neu gewonnenen Freunde nicht enttäuschen; ich wollte mein Bewegungspensum nicht aufgeben; ich wollte die Kurse gut vorbereiten – jedes Mal eine neue Playlist; beim neuen Job wollte ich präsent und wach sein und einen guten Eindruck hinterlassen; schnell viel erledigen; am Wochenende weg fahren; Freunde besuchen; tanzen. Ich wollte alles machen.

Es ist so schön, nach außen zu gehen:

Erfahrungen zu teilen.

Zeit zu teilen.

Für andere da zu sein.

Aber es kann auch schnell passieren, dass wir uns zerteilen, dass wir in kleine Teile zerfallen, weil wir uns zu sehr ins Außen gedehnt haben. Wir zerbrechen.

Was hat mein Körper gemacht? Ich habe seine Müdigkeit ignoriert. Als ich in Berlin war, ging erst noch alles

Zack! Am nächsten Tag war die Stimme weg.

Ich wurde gezwungen, den Tag in Stille mit mir selbst zu verbringen. Ich wollte doch Freunde treffen und sozial sein, aber es ging einfach nicht.

Ich war am See, um mich herum war es laut, aber ich habe gelesen, bewusst auch mal keine Musik gehört. Mein Handy ging aus, Akku leer. Ich habe alleine gegessen, abends saß ich alleine im Park und beobachtete die Natur, lauschte den Geräuschen im Außen sowie den Gedanken im Innen. Mein Körper fühlte sich wieder stark an. Am Abend kam die Stimme zurück und am nächsten Tag war sie schon fast wieder wie davor.

Was wir manchmal vergessen ist die Innenkehr:

Bevor wir ins Außen gehen, ist es sehr wichtig, uns erst einmal mit uns selbst zu verbinden.

Wenn wir eine Erfahrung machen, erst einmal wahrnehmen, wie es sich im Körper anfühlt, bevor wir anderen davon erzählen.
Uns erst einmal kurz Zeit für uns nehmen und durchschnaufen, bevor wir anderen Zeit schenken.
Erst einmal für uns sorgen, bevor wir für andere sorgen.

Uns mit uns verbinden.

Wenn wir uns zuerst einmal mit uns verbinden und wirklich die Gefühle und Emotionen im Körper spüren, können wir aus einer Stärke heraus ins Außen gehen – ohne so leicht Gefahr zu laufen, uns zu zerteilen oder gar zu zerbrechen. Wir können gestärkt und als Ganzes nach außen gehen und uns ausdehnen.

Wir sind ein kleiner Teil, der an sich schon ganz ist und sich ausdehnen kann.

Nicht ein kleiner Teil, der sich ausdehnt, um ganz zu werden.